Literarisches Hexenwesen zur Zeit der Verfolgungen und Prozesse
Der Vortrag von Dr. Christian Schmidt untersucht, wie die Literatur seit 1500 auf die Hexenverfolgung reagierte und welche Spuren die gerichtlichen Verfolgungen von Hexen in literarischen Texten hinterlassen haben.
Zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert fallen nach Schätzungen der historischen Forschung europaweit etwa 50.000 bis 60.000 Menschen, vorwiegend Frauen, den sog. Hexenprozessen zum Opfer. Diese Entwicklung schlägt sich auch in der deutschsprachigen Literatur dieser Zeit nieder. Der sicherlich bekannteste Zauberer der deutschen Literaturgeschichte ist Johann Faust, von dessen Leben im sog. ‚Faustbuch‘ (1587) erstmals umfassend erzählt wird. Doch auch abseits des Fauststoffs tummeln sich Hexen und Zauberer in den literarischen Gattungen der Frühen Neuzeit: in Kurzerzählungen, im Schelmen- und Schäferroman ebenso wie in Prosasatiren, Liedern, Dramen und Spielen. Der Vortrag befasst sich mit der Frage, wie die Literatur seit der Zeit um 1500 auf das neue und umstrittene Hexereidelikt reagiert. Welche Spuren haben die gerichtlichen Verfolgungen von Hexen und Zauberern in literarischen Texten hinterlassen? Damit wird ein in der Germanistik bislang nur ansatzweise erschlossenes Forschungsfeld vorgestellt.